musica schallplatte 1960

1960 · 4

WOLFGANG AMADEUS MOZART:
Klavierkonzert c-Moll KV 491, Klaviersonate B-Dur, KV 333.
Denis Matthews, Orchtester der Wiener Staatsoper, Dirigent: Hans Swarowsky.
Amadeo AVRS 6124, 33 U, DM 19.-

Wohl in keinem Werk steht Mozart Beethoven so nahe wie in diesem dämonischen Klavierkonzert in c-Moll, das zu seinen bedeutendsten Schöpfungen gehört und doch im Konzertsaal so selten zu hören ist, weil die Pianisten, wenn sie schon mal Mozart spielen, das d-Moll-Konzert als das dankbarere vorziehen. Um so lieber wird daher der Musikfreund zur Schallplatte greifen, zumal, wenn es sich um eine Wiedergabe wie diese handelt, die kaum einen Wunsch offen läßt, maßvoll in den Tempi und in der Dynamik, schlackenlos rein die heiklen Holzbläser-Partien, ideal das Zusammenspiel von Solist und Orchester. Das Konzert ist leider mit der zehn Jahre früher entstandenen Klaviersonate in B-Dur (nicht Es-Dur, wie auf der Platte steht) gekoppelt. Hätte dafür nicht besser eines der beiden Konzert-Rondos für Klavier und Orchester stehen können?
H. K.
Quelle:
musica schallplatte 1960 4, S. 84

1960 · 5 (1)

WOLFGANG AMADEUS MOZART:
Bläser-Serenaden.
Bläser-Vereinigung der Wiener Philharmoniker.
Heliodor 478054, 33 U, DM 16.-

Mozart hat in seiner Salzburger Zeit zahlreiche Bläser-Serenaden und Divertimenti geschrieben, Gelegenheits-Kompositionen, die auch nicht höher bewertet werden wollen, in seinen Wiener Meisterjahren aber nur noch zwei, und diese bald nach dem Bruch mit dem Erzbischof: die im Jahre 1781 während der Arbeit an der "Entführung aus dem Serail" entstandenen Serenaden Es-Dur und c-Moll für je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner. Sie überragen die Salzburger Werke bei weitem, besonders die zweite, die schon fast symphonischen Charakter trägt und in der man einen Vorklang des c-Moll-Klavierkonzerts zu hören glaubt. Daß die Bläser der Wiener Philharmoniker dieser kostbaren Musik technisch und stilistisch bis in die letzten Feinheiten gerecht werden, ist fast selbstverständlich. Den vollen Genuß wird der Musikfreund haben, wenn er die Platte nicht im Zimmer abhört, sondern im Freien, etwa auf einer Garten-Terrasse und in einiger Entfernung; dann verschmilzt der Klang der acht Bläser wirklich so wie der des Streichquartetts im Zimmer.
H. K.

Quelle:
musica schallplatte 1960 5, S. 114

1960 · 5 (2)

FRYDERIK CHOPIN und GEORGE SAND:
Der blaue Klang Les Preludes.
Es sprechen Hilde Weissner und Sebastian Fisdter, Branka Musulin.
Barbylone. 1007 K, 33 U

Eine Platte für Freunde des Schatzkästlein-Programmtyps. Wort und Musik einander abwechselnd, an einzelnen Stellen auch übereinander-geschichtet. Chopins und George Sands Freundschaft zieht vorüber, von den Tagen beseligenden, gleichwohl schon im Anfang gefährlich umwitterten Glücks um die Jahreswende 1838/39 auf Mallorca bis zum bitteren Ende, acht Jahre später in Paris. Die Brief- und Erinnerungstexte sind sorgfältig ausgewählt, werden in den anschließenden, irregulär aufeinanderfolgenden, bisweilen brutal abgeschnittenen Preludes gleichsam musikalisch poetisiert. Die Zusammenstellung Hilde Weissners verrät Sensibilität, einen Blick für das Wesentliche und eine bewundernswerte Feinnervigkeit im Aufspüren der verwandtschaftlichen Stimmungen in Wort und Ton. Gleiches ist von der Interpretation leider nicht zu sagen. Branka Musulin spielt die Preludes, als handele es sich um die Präludien aus Bachs Wohltemperiertem Klavier, und was sie stellenweise an Poesie investiert, wird ihr durch die unzulängliche Aufnahmetechnik, die es noch nicht gelernt hat, die Diskanttöne des Klaviers zu meistern, wieder kaputt gemacht.
H. K.

Quelle:
musica schallplatte 1960 5, S. 114/115