Nachrufe

Dank an Hermann Keller

An den Folgen eines Autounfalles starb am 17. August d. J., zweiundachtzigjährig, Professor Dr. Hermann Keller.

Wir sind uns oft im Leben begegnet, es war mehr als bloße Kollegialität, was mich diesem schon durch seine äußere hochragende Gestalt auffallenden Manne über vierzig Jahre hindurch verband. Als ich ihn 1924 in Stuttgart kennen lernte, gerieten wir über sein eben erst geschriebenes, heute noch lesenswertes Buch "Max Reger und die Orgel" wie später oftmals freundschaftlich aneinander. Man muß sich vergegenwärtigen, daß damals, zwei Jahre vor Freiburg, Max Reger das beherrschende Diskussionsthema der Organisten war. Vor einem Jahr haben wir bei dem von Adolf Graf hervorragend geleiteten pfälzischen Kirchengesangstag in Speyer mitgewirkt, wo Keller ohne Manuskript einen einstündigen Vortrag über das Wesen der evangelischen Kirchenmusik hielt, als deren ausschließliches Kennzeichen er die Verbindung mit dem Wort anführte, was wiederum einen kernigen Disput auslöste.

Um Kellers Wesen zu verstehen, muß man die tüchtigen, diskussionsfreudigen Schwaben kennen und lieben. "Der Schiller und der Hegel, der Uhland und der Hauff, das ischt bei ons die Regel, des fällt ons gar net auf." Der Dichter und Denker, in dessen zahlreichen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen immer Anregung zum Weiterdenken, immer mindestens ein neuer Gedanke enthalten war, und der Künstler, der in jungen Jahren mit der von ihm gegründeten und geleiteten Stuttgarter Madrigalvereinigung neuerarbeitete alte und neue a cappella Musik deutschen und schweizerischen Hörern nahegebracht und der als Organist von Weimar und Stuttgart aus fast die ganze damals bekannte Orgelmusik in seinen Konzerten gespielt hat, waren in Hermann Keller in glücklicher Weise vereinigt. Ich entsinne mich eines Programms aus der Stuttgarter Markuskirche, wo er innerhalb eines Zyklus von Orgelabenden erst Fantasie und Fuge d-moll von Karl Hasse spielte und dann von Ludwig Feuerlein das Buch Hiob rezitieren ließ. Als erster deutscher Organist trat er nach dem ersten Weltkrieg in Amerika erfolgreich auf; als erster unternahm er es, auf dem Kieler Bachfest 1930 die großen Katechismuschoräle Bachs (sog. Orgelmesse) geschlossen darzubieten, womit er den Anstoß zu einer intensiveren Beschäftigung der deutschen Organisten mit den großen Choralbearbeitungen von Bach gab. Seine Ausgabe des Bachschen Orgelbüchleins mit den zugehörigen Choralsätzen und Texten halte ich für die beste dieses für die Ausbildung der Organisten unentbehrlichen Werkes; eine ebenfalls den großen Orgelpädagogen bezeugende Tat war die Herausgabe seiner Schule des klassischen Triospiels, die zudem das Verdienst hat, das Augenmerk der Organisten auf den zu Unrecht vernachlässigten Johann Ludwig Krebs gelenkt zu haben. In die Reihe seiner Lehrwerke gehört seine Schule des Generalbaßspiels, seine Ausgabe der Bachschen Orgelchoräle manualiter. Aus einer Begegnung mit mir erwuchs seine Schule der Choralimprovisation, wie ich andererseits von ihm 1927 die Anregung erhielt, mich mit zwei ungedruckten Orgelwerken von J. N. David zu beschäftigen, von denen ich eines im gleichen Jahre in Heidelberg, das andere in Wien uraufgeführt habe. Bei einer anderen Begegnung unterhielten wir uns über das bei den Organisten unterschätzte 19. Jahrhundert und fanden uns darin, in der as-moll-Fuge von Brahms und in der damals in Deutschland nur von ihm, Fritz Heitmann, Emanuel Gatscher und mir gespielten Sonate über den 94. Psalm von Julius Reubke die bedeutendsten Orgelwerke des Jahrhunderts zu sehen. Die großartige Orgelsonate des im Alter von 24 Jahren verstorbenen Reubke gab es damals nur in einem englischen Verlag. Keller hat mit seiner unverzüglich unternommenen deutschen Neuausgabe den deutschen Organisten ein Werk zurückgegeben, für das es sich überhaupt verlohnt, Organist zu sein. Wer weiß das noch, daß Keller den deutschen Rundfunkanstalten über seinen Schwager aus erster Ehe, den Münchener Rundfunkintendanten Rudolf von Scholz, den Anstoß zu den alljährlich stattfindenden Rundfunkwettbewerben gegeben hat? (==> Dokumente des BR München)

Nach dem Abitur studierte er zunächst Architektur, dann wollte er Pianist werden. Ein Unfall hat seiner Liebe zum Klavier Grenzen gesetzt, so daß er sich nach kurzem Studium in Stuttgart und München bei Reger der Orgel zuwandte; es mag manchem Leser merkwürdig erscheinen, daß er das virtuose Orgelspiel nicht bei Samuel de Lange oder Ludwig Maier, auch nicht bei Karl Straube, sondern bei Paul Gerhardt, der sich gerne den Richard Strauss der Orgel nennen ließ, erlernen wollte. Weil dieser damals an die Marienkirche in Zwickau gegangen war, kam Keller in die Schule Straubes, der die Geistigkeit des eigenartigen Schwaben schnell erkannte und ihn gewähren ließ. Auf Straubes Empfehlung an Erich Wolf Degner hin erhielt Keller seine erste größere Organistenstelle an der Stadtkirche in Weimar, verbunden mit der Stelle des Orgellehrers an der damaligen großherzoglichen Musikschule (1910 bis 1916).

Man stelle sich das vor, wie ein dichtend-denkender, allen Anregungen zugänglicher, wachsam beobachtender Sohn des Schwabenlandes mit der Sensibilität des Künstlers die ganz verschieden gearteten Geistes- und Kunstrichtungen von Stuttgart, München, Leipzig und Weimar in fleißig genützten Lehr- und Wanderjahren in sich aufnimmt und mit dieser reichen Ernte in die Heimat zurückkehrt, was für Ströme an Erkenntnissen und Erfahrungen, Können und Wissen dann auf seine Jünger ich nenne nur Hans Arnold Metzger und Herbert Liedecke überfließen.

Es dauerte nicht lange, und der Organist der Markuskirche in Stuttgart wurde der erste Orgellehrer (später Direktor) der Musikhochschule und Honorarprofessor für Musikwissenschaft an der technischen Hochschule. Die Verbindung der drei Ämter kam der vielseitigen Begabung Kellers glänzend entgegen. Daß sich der Musikwissenschaftler als Herausgeber und Bearbeiter mit den Werken alter Meister (Frescobaldi, Scheidt, Purcell, Lübeck, Buxtehude, Steigleder, Händel, Bach) in fruchtbarer Weise befaßte, wobei die Herausgebertätigkeit begleitet war von einem reichen Schrifttum in Büchern und Zeitschriften, mag nach den vorstehenden Ausführungen einleuchten. Jeder Organist sollte seine drei Werke: "Die Orgelwerke Bachs, ein Beitrag zu ihrer Geschichte, Form, Deutung und Wiedergabe", "Die Klavierwerke Bachs, ein Beitrag zu ihrer G., F., D. und Wiedergabe", "Phrasierung und Artikulation, ein Beitrag zu einer Sprachlehre der Musik" (erweiterte Tübinger Dissertation) sorgfältig studieren. Für die Weite Hermann Kellers, dessen heimliche Liebe zum Klavier bei dem ehemaligen Schüler Robert Teichmüllers immer wieder durchbrach, sind bezeichnend seine Ausgaben von fünfzig Sonaten Domenico Scarlattis (zusammen mit Wilhelm Weismann), die zugehörige Monographie "Domenico Scarlatti, ein Meister des Klaviers", seine Urtextausgabe der Préludes und Etuden von Fréderic Chopin, seine Mozart- und Beethovenaufsätze oder auch der lichtvolle Aufsatz "Das silberne Zeitalter der Musik. Zum Tode von Richard Strauss".

H. A. Metzger hat in den "Württembergischen Blättern für Kirchenmusik" zum 80. Geburtstag Kellers das damals vorliegende Gesamtwerk fast lückenlos zusammengestellt: dies ergab das Bild der imponierenden Lebensleistung eines Mannes, der zu den großen Organisten Deutschlands gehörte. Der von Humor überfließende Mann mit seinem warmen Gemüt hat auch menschliches Leid auskosten müssen. Drei seiner hochbegabten Söhne aus erster Ehe blieben im Kriege, seine erste Frau starb im Kummer darüber. Seine zweite glückliche Ehe hat ihm die zwei letzten Lebensjahre durchsonnt.

Die deutschen Organisten, nein: die deutschen Musiker trauern um einen ihrer Besten. Mit Hermann Kellers Tod ist das deutsche Musikleben um einen seiner geistigsten Köpfe ärmer geworden.
Friedrich Högner

Quelle:
Musik und Kirche, 37. Jahrgang 1967, S. 236 238

Prof. Dr. Hermann Keller +

Für die junge Generation war er schon fast eine historische Gestalt. Für uns, seine Schüler, war er immer ein väterlicher Freund, von dem man sich jeden musikalischen Rat holen konnte. Und so, wie wir Organisten und Kirchenmusiker ihn stets gegenwärtig wußten, so war er für das Musikleben der ganzen Stadt ein überlegener Förderer und Gestalter. Hier sind seit dem unglückseligen Ende des zweiten Weltkrieges vor allem der Wiederaufbau der Stuttgarter Musikhochschule bis zur Vorbereitung des Neubaus zu nennen, deren Direktor er viele Jahre war. Nach seiner Zurruhesetzung strömte seine Kraft durch die Vorstandschaft des Tonkünstlerverbands und der Jugendmusikschule noch mehr in die Breite.

Rüstzeug und Rückgrat all dieser Ausstrahlung war eine umfassende Bildung, unterstützt von einem bewundernswerten Gedächtnis. Seine souveräne Beherrschung aller Bereiche der Musik stellte er dank seiner Kenntnisse in Philosophie, Geschichte und schöner Literatur in einen größeren und tieferen Zusammenhang. Eine solch universale Persönlichkeit ist bei der heutigen Perfektionierung kaum mehr erreichbar.

Gewachsen sind alle diese Fähigkeiten in der Zeit zwischen den beiden großen Kriegen. Hier entwickelte sich der Straube=Schüler zum eigenständigen bedeutenden Organisten, dem stets eine aus dem Inhalt erwachsende Interpretation mehr galt als effektvolle Aufbereitung. So hat Keller auch die einschneidende Wende der Orgelbewegung und ihre Amalgamierung in unseren Tagen gleichermaßen mit Interesse wie Überlegung und Überlegenheit aufgenommen. In der Nachfolge seiner Doktorarbeit über Die musikalische Artikulation entstand eine Reihe von Abhandlungen, Aufsätzen und Büchern, die insbesondere dem Schaffen J. S. Bachs gewidmet und die von einer schwungvollen und lebendigen Darstellung getragen sind. Es entstanden viele inzwischen zum Allgemeingut gewordene praktische Ausgaben von Orgelmusik, darunter als Höhepunkte die Gesamtausgabe von Lübecks Orgelwerken und in diesem Jahr eine Urtextausgabe von Buxtehudes Orgelwerken, in der der Herausgeber von den oft vielfältigen Lesarten mit untrüglichem Stilgefühl dem Spieler die ratsamste anbietet. Mit allen seinen Veröffentlichungen hatte Hermann Keller die glückliche Gabe, zur rechten Zeit den richtigen Einfall zu haben und zu verwirklichen.

Es war fast unvorstellbar, daß diesem vitalen Mann, der das Leben erstaunlich zu meistern verstand, ein beschwerliches Siechtum beschieden sein sollte. Es liegt eine eigenartige Tragik darin, daß er, unmotorisiert und fremd aller Technik, gerade an seinem jahrzehntelang geliebten Ferien=Domizil dem Verkehr zum Opfer fiel. Wir müssen, gleich ihm, Gottes Ratschluß annehmen. Möchte uns, die wir noch hier sind und in der Arbeit stehen, das in jeder Hinsicht reiche Leben Hermann Kellers eine Verpflichtung für unser oft einseitiges Tun sein!
Herbert Liedecke


Es sei auf die ausführliche Darstellung von Hermann Kellers Arbeiten durch Prof. Hans-Arnold Metzger hingewiesen, die unter dem Titel "Bekenntnis im Lebenswerk" im Oktober/Dezember-Heft im Jahr 1965 erschienen ist.


Quelle:
Württembergische Blätter für Kirchenmusik
34. Jahrgang Nr. 5, September / Oktober 1967

Hermann Keller +

Ein tragischer Tod war Hermann Keller beschieden. Er wurde das Opfer eines Verkehrsunfalls, an dessen Folgen er am 17. August in Freiburg i. Br. verstarb. Der gebürtige Stuttgarter gehörte zu den markantesten Persönlichkeiten des deutschen Musiklebens. Am 20. November 1885 geboren, studierte er zunächst Architektur, wandte sich aber dann bald ausschließlich musikalischen Studien zu. So wurde er Schüler von Max Reger, Max Pauer und Karl Straube. Mit diesen Namen ist zugleich der mitteldeutsche Kreis angedeutet, dem sich Hermann Keller zahlreiche Jahre seines Wirkens verpflichtet fühlte; denn er war von 1910 bis 1916 als Lehrer an der Musikschule und als Stadtorganist in Weimar tätig, ging aber bald wieder in seine Heimat Stuttgart zurück, wo er als Organist an der Markuskirche wirkte. Die Technische Hochschule erteilte ihm dort einen Lehrauftrag, der schließlich zur Professur führte. In Tübingen promovierte Hermann Keller zum Dr. phil, unterrichtete danach 30 Jahre an der Stuttgarter Hochschule für Musik und war von 1945 bis 1950 ihr Direktor.
Hermann Keller hat sich besonders mit der Barockmusik beschäftigt. So untersuchte er die musikalische Artikulation bei Bach, gab ein umfassendes Gesamtbild des Leipziger Thomaskantors, beleuchtete quellenmäßig die Orgel- und Klavierwerke Bachs und äußerte sich zu Tempofragen wie zur Harmonik bei Bach. Dazu kommt Literatur, die dem Orgelspiel gewidmet ist, vor allem eine ausgezeichnete Schule der Choralimprovisation. Bei einer solchen Arbeit, die sich über ein ganzes Leben erstreckt, wird es verständlich, daß die von Hermann Keller betreuten Musikausgaben gleichfalls Johann Sebastian Bach und seiner Umwelt entstammten. Seine Schule des Triospiels gilt nach wie vor als unerreichtes Lehrbuch dieses Musizierstils.
Hermann Keller war ein gütiger Mensch. Stets suchte er allen Problemen mit eminenter Akribie auf den Grund zu gehen. So wuchs er zu einer Persönlichkeit empor, zu der viele Schüler in Dankbarkeit aufblicken.
Günter Haußwald

Quelle:
Musica 21 (1967), S. 251

Tonkünstlerforum 66, September 2007

In eigener Sache

Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Mitglieder und Freunde des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg!

Mitte vergangenen Monats jährte sich zum vierzigsten Mal der Todestag von Prof. Dr. Hermann Keller, zu dessen großen Verdiensten nach Ende des Zweiten Weltkrieges auch die Wiederbelebung und die Förderung der Verbandsarbeit zählen. 1949 war dieser vielseitige Musikwissenschaftler, international anerkannte Interpret und amtierende Direktor der Stuttgarter Musikhochschule als führender Kopf dabei, als im Südwesten Deutschlands bereits wiedererstandene Orts- und Regionalverbände sich innerhalb des Deutschen Tonkünstlerverbandes zum Landesverband Baden-Württemberg zusammenschlossen. Von der ersten Stunde an prägte Hermann Keller entscheidend die Geschicke des steil aufwärts strebenden jungen Berufsverbandes. Nicht allein das: er übernahm während der gesamten Dauer seines Wirkens an der Spitze des Landesverbandes Baden-Württemberg auch das Amt des Vizepräsidenten im Deutschen Tonkünstlerverband. Diese Ära währte bis zu seinem tragischen Tod im Jahr 1967.

Ebenso in geschätzter Erinnerung dürfte sein starker persönlicher Einsatz bleiben, den er als Vorsitzender des Württembergischen Bachvereins und gleichermaßen als Vorstandsmitglied der Internationalen Bach-Gesellschaft entwickelte. Diese beiden verantwortungsvollen Aufgaben übte Hermann Keller schon seit dem Jahr 1935 aus. Der DTKV-Landesverband Baden-Württemberg arbeitet momentan an einer kleinen Dokumentation zu Ehren seines ersten Nachkriegsvorsitzenden, in der auch Zeitzeugen zu Wort kommen werden.

Die Veröffentlichung ist vorgesehen gegen Ende dieses Jahres, sowohl im tonkünstler-forum als auch in der nmz.Interessierte können Informationen zur Person Prof. Hermann Keller wie zu dessen Wirken und Werk über die Website www.hermann-keller.org erlangen.

...

Mit kollegialen Grüßen
Ihr Rolf Hempel

Neue Musikzeitung April 2008

Sektion DTKV Deutscher Tonkünbstlerverband [nmz 4/08 - Seite 29]

Vorbildliche Leistungen
Im Gedenken an Hermann Keller

Wenn man vor Jahrzehnten Abschied genommen hat von der Musikhochschule in Stuttgart und sich so manches geändert hat, so kann man doch mit gutem Gewissen antworten: "Es war die Ära Hermann Kellers, der Brückenschlag von der Nachromantik in die Moderne' - und das alles unter dem symbolischen Zeichen BACH, das damals in Leipzig und in ganz Mitteldeutschland, dann auch im übrigen Land maßgeblich wurde."
Hermann Keller (geb. 20.11.1885) ging aus einem Stuttgarter Architektenhaus hervor und wollte ursprünglich selbst Architekt werden. Die nähere Bekanntschaft mit Max Reger begründete aber den Wunsch nach musikalischer Ausbildung. Neben Reger, mit dem er bald an zwei Klavieren konzertierte, wurden Max Pauer und Karl Straube seine Lehrmeister. 1910 betrat er als Musikschullehrer und Organist der Stadt Weimar den pädagogischen Boden. Dann steigerte er seine Lehrtätigkeit neben der Organistentätigkeit an der Markuskirche in Stuttgart, übernahm einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule seiner Vaterstadt, promovierte in Tübingen zum Dr. phil. - und lehrte über drei Jahrzehnte an der Stuttgarter Musikhochschule, wo er 1945-50 das Rektorenamt versah.
Aus dieser Zeit stammen wichtige Veröffentlichungen über "Reger und die Orgel", "Die musikalische Artikulation bei Bach", eine "Schule des Generalbassspiels", eine der "Choralimprovisationen", die "Kunst des Orgelspiels". Früchte des Unterrichts: "Die Orgelwerke Bachs", die "Klavierwerke Bachs", "Das Tempo bei Bach", "Studien zu Harmonik J. S. Bachs" usf.
Georg von Dadelsen schrieb über die Arbeiten Kellers als Herausgeber: "Seine Dissertationen über die musikalische Artikulation (...) eröffnet die stattliche Reihe seiner Publikationen und Editionen zum Werk Bachs, von denen ich vor allem die beiden Monographien über die Orgelwerke Bachs (1948) und die Klavierwerke (1950) erwähnen möchte. Dem immer tätigen, unbeirrbaren Mann (...) haben heute noch zahlreiche Kirchenmusiker und Musiklehrer nicht nur unseres Raumes ihre Kenntnisse der Bachschen Werke und ihres Vortrags zu verdanken." Keller veröffentlichte aber auch zahlreiche Arbeiten über Buxtehude, Scheidt, Lübeck und Frescobaldi.
Hermann Keller gründete und führte den Landesverband Baden-Württemberg im Tonkünstlerverband an und leistete Vorbildliches in der Auswahl und Berufung der Lehrer an der Stuttgarter Musikhochschule. Sein tragischer Tod nach einem Verkehrsunfall 1967 wurde nicht nur in seiner Heimat sehr betrauert. Ihm ist nicht nur der Wiederaufbau der bedeutendsten Akademie des Landes (der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart) zu danken, sondern auch die Gestaltung eines rührigen Berufsverbandes, dessen Nachfolger ohne seine bewundernswerte Aktivität nicht den von ihm geschaffenen Raum für ihre Arbeit gefunden hätten.
Karl-Michael Komma

Biografie und weitere Infos: www.hermann-keller.org.

Links zur Biographie